Das Schwarzenberg-Denkmal im Park Meusdorf
Am 18. Oktober 1813, dem Entscheidungstag der Völkerschlachtkämpfe, trafen sich in den Nachmittagsstunden die Monarchen der gegen Napoleon Verbündeten mit ihrem Oberkommandierenden, dem österreichischen Fürsten von Schwarzenberg, auf einer Geländeerhebung an der Chaussee zwischen Probstheida und Liebertwolkwitz.
Von hier aus konnten ein Großteil des südlichen Schlachtfeldes und die Richtung nach Leipzig überlickt werden. In späteren Jahren kam für diese Erhebung der Name "Monarchenhügel" auf.
An dieser Stelle, so die Fama, soll Schwarzenberg den bevorstehenden Sieg gemeldet haben.
Zur Erinnerung daran errichtete 1847 der "Verein zur Feier des 19.Oktober" hier ein Denkmal. In der älteren Literatur wird der Ort jedoch oft auf den etwa drei Meter hohen Erdhügel, auf dem sich seit 1838 das Schwarzenberg-Denkmal erhebt, verlegt.
Dieses ist, so ein 1844 verfaßter Wegweiser über die Schlachtfelder, ein behauener Granitblock, der auf einem zweistufigen Sandsteinsockel ruht. Bei seiner Entdeckung westlich von Leipzig wog er vor der Bearbeitung nahezu 300 Zentner.
Die Inschriften auf dem Quader haben sich erhalten, jedoch hat man bei späteren Überarbeitungen das "C" durch das heute gebräuchliche "K" ersetzt. Die Schmalseiten trugen einen Eichen- bzw. Lorbeerkranz aus Bronze. Verschwunden ist auch eine Grotte unter dem Hügel. Verschlossen durch eine Gittertür, enthielt sie Gebeine in der Nähe gefallener österreichischer Schlachtteilnehmer.
Über dem Eingang befand sich die Inschrift "18.Octbr. + 1813". Ein im nahen Gasthof wohnender Aufseher betreute das Denkmal.
Nach 1900 entstand an der Stelle des einfachen Gasthofes die Parkgaststätte "Park Meusdorf", in deren fast 50.000 qm großen Anlage nunmehr das Schwarzenberg-Denkmal einbezogen war.
Am 18. Oktober 1913 wurde zum Gedenken an die gefallenen Österreicher nach einer Schwarzenberg-Feier in der Grotte eine Tafel angebracht.
Fürst von Schwarzenberg
Der Niedergang der Parkgaststätte und damit auch des Denkmals begann mit dem Zweiten Weltkrieg. Am Denkmal nahmen Zerstörungen überhand; Grotte, Bronzekränze und das umgebende Gitter verschwanden. Nach Kriegsende konnte, entsprechend den Bestimmungen der Sowjetischen Militäradministration, ein Abbruch als "militaristisches Denkmal" verhindert werden. Anfang der 50er Jahre fanden endlich Instandsetzungsarbeiten statt. Das Gitter erneuerte man jedoch nicht, und die neugegossenen zwei Bronzekränze verschwanden ein weiteres Mal. Ab 1986 erfolgten auf ein denkmalpflegerisches Gutachten einige unbedingt erforderlichen Arbeiten in Sockelbereich und an den Inschriften. Da der Denkmalhügel durch das fehlende Gitter seit Jahrzehnten als Rodelberg dient, bedrohen Erosionsschäden die Denkmalbasis. Leider beeinträchtigen Schmierfinken durch Graffitisprühereien immer wieder den Gesamteindruck des Denkmals und damit auch den unserer Stadt.
Nach dem Frühjahrsfeldzug 1813 kam es zwischen Rußland und Preußen einerseits und Frankreich andererseits zu einem Waffenstillstand den beide Seiten zur Stärkung ihrer militärischen und außenpolitischen Position nutzten. Österreich schloß sich der Koalition gegen Napoleon an und erklärte ihm vor Beendigung der bis zum 17. August vereinbarten Waffenruhe am 12. August den Krieg. Bedingung des Beitritts war die Übernahme des Oberkommandos über die verbündeten Armeen durch einen österreichischen Militär. Die Wahl fiel auf Fürst Karl Philipp von Schwarzenberg (1771 - 1820). Dieser Aufgabe fühlte sich der Fürst gegenüber Napoleon nicht immer gewachsen. Die Politik Metternichs diktierte seine militärischen Entscheidungen in hohem Maße. Hinzu kam, daß sich bei seiner Armee das Hauptquartier der drei Monarchen Rußlands, Preußen, Österreichs befand, die oft in die strategische und operative Führung eingriffen. Auf Ausgleich bedacht, war seine Kriegsführung vorsichtig, so daß er mitunter auf heftigen Widerstand russischer und preußischer Militärs stieß. Nicht zu vergessen ist, dass der österreichische Kaiser der Schwiegervater Napoleons war.
Schwarzenberg wurde von der Wiege an für den Kriegsdienst bestimmt. Anfangs Offizier bei der Infanterie, diente er später in der Kavallerie und zeichnete sich in den Kriegen gegen die Türkei aus. Ab 1793 nahm er an den Feldzügen gegen Frankreich teil. Nach dem Krieg 1809 zum General der Kavallerie ernannt, übertrug ihm der Wiener Hof das Botschafteramt in Paris. Auf Napoleons persönlichen Wunsch übernahm der Fürst den Oberbefehl über das österreichischen Hilfskorps im Rußlandfeldzug 1812. Kehrte nach der Niederlage nochmals für kurze Zeit nach Paris zurück und versuchte vergeblich Napoleon von neuen Kriegsvorhaben abzubringen.
Nach dem Scheitern aller Friedensbemühungen wurde Schwarzenberg zum Oberkommandierenden aller in Böhmen aufzustellender Truppen der Verbündeten ernannt, die er über Dresden und Leipzig nach Paris führte. Vielfältig geehrt, legte er am 4. Mai 1814 das Oberkommando nieder. Danach Präsident des Hofkriegsrates, erlitt er 1817 einen Schlaganfall. Zu einer homöopathischen Heilbehandlung reiste der Kranke im April 1820 zu dem bekannten Arzt Dr. Samuel Hahnemann nach Leipzig. Auch erhoffte er hier Kraft aus der Erinnerung an 1813 zu schöpfen. Durch eigenes Verschulden und gegenteilige Behandlungsmethoden anderer Ärzte verschlechterte sich sein Gesundheitszustand weiter. Eine Tafel im Treppenhaus des "Königshauses", Markt 17, verkündet, dass er hier am 15. Oktober 1820 verstarb. Wenige Tage darauf wurde in einem feierlichen Trauerzug der Leichnam des Fürsten nach Böhmen überführt und entsprechend der Familientradition in der Gruft der Burg Orlik an der Moldau beigesetzt.
Karl-Heinz Kretzschmar
Beauftragter für Denkmalpflege